55'000 Einwohner
Das südisraelische Eilat war früher ein britischer Militärposten Er ist zum riesigen Bade- und Vergnügungspark geworden. Viele Neubauten. Der Ort hat 10 000 Gästezimmer mit 25 000 Betten. Die Strände sind künstlich von 2,5 auf 7,5 Kilometer Länge erweitert worden.
Die Wassertemperatur sinkt in Eilat nie unter 20 Grad und
sorgt für farbenprächtige Korallenriffs.
Angeboten werden mehrtägige Safaris ins Landesinnere mit Übernachtung in Beduinenzelten,
interessante Tagesausflüge in die Wüste Negev (Timna-Nationalpark), nach Jerusalem, ans
Tote Meer, nach Ägypten oder in die historische Stadt Petra (Jordanien).
Neben dem israelischen Schekel wird meist auch der US-Dollar akzeptiert.
Eintritt 8.50 $. Das Tauchen (kein Tauchschein nötig) kostet 58 $ für Erwachsene, 56 $ für Kinder (ab 8 J.), Schnorcheln 48 $/46 $. Die Anlage ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Ab 10 Uhr finden alle zwei Stunden öffentliche Fütterungen statt.
Viermal täglich werden die Tiere von Flossen aus öffentlich gefüttert.
Im israelischen Badeort Eilat ist das Tauchen zu Delfinen eine Touristen- attraktion. Die
Tiere haben nicht immer Lust auf Kontakt - ein Erlebnis ist die Begegnung trotzdem.
Weshalb der Tauchlehrer gerade jetzt an seiner Armbanduhr herumfummelt? Schon vor einer
halben Stunde, bei den Instruktionen, ist mir der junge Mann
merkwürdig vorgekommen. Er war kurz angebunden und schien meine Vorfreude nicht recht
verstehen zu wollen.
Mit der Druckluftflasche auf dem Rücken und dem Atmungsgerät zwischen den Zähnen liege
ich unter Wasser und versuche meinen Körper so ruhig wie möglich
zu halten. Das dicke Tau vor mir führt zu einem der Holzflosse, von denen aus die
öffentlichen Fütterungen der Delfine stattfinden. Die Sicht ist schlechter, als ich
erwartet habe. In diesem Teil des Roten Meeres ist wohl einfach zu viel los. Ausserhalb
des abgesicherten Delfingeheges kurven Jet- und Wasserskifahrer herum,
und drüben vor der jordanischen Küste liegen riesige Tanker.
Die zehnköpfige Delfinfamilie lebt in Halbgefangenschaft in einem 15 000 Quadratmeter
grossen und bis 18 Meter tiefen Becken, das gegen das Rote Meer mit Netzen abgetrennt ist.
Ein Unterwassertor wird ab und zu geöffnet, damit die Tiere in einem grösseren Gebiet
herumschwimmen können. Wenn eines der drei Weibchen schwanger ist, bleiben die Tore aber
in jedem Fall zu. Das Ungeborene wäre gefährdet. Denn die Netze sind dazu da, um die
Tiere vor Tauchern zu schützen, die sich ihnen ohne Sachverstand nähern und sie bedrohen
könnten. Dies versichert Paula Levin, die die Anlage seit der Eröffnung vor zehn Jahren
leitet. Die 50-jährige Amerikanerin ist überzeugt, dass die Delfine auch ohne Netz
blieben. Schliesslich kämen sie nach ihren Ausflügen ins Meer ja auch immer wieder
zurück. "Sie haben ein gutes Gefühl gegenüber Menschen."
Die Delfine in Eilat stammen aus dem Schwarzen Meer. Zu Beginn hätten sich zwei Männchen
nicht vertragen, und darum habe man eines zurückgebracht, erklärt Levin. "Diese
Aktion hat über 100 000 Franken gekostet." Paula Levin lässt keine Gelegenheit aus,
auf den Schutz der Delfine und die Wichtigkeit einer artgerechten Tierhaltung hinzuweisen.
Delfine brauchten Rückzugsmöglichkeiten. "Zwei Drittel des künstlich angelegten
Reviers sind allein für die Tiere da. Sie wissen, dass da nie ein Mensch hinkommt."
Es komme oft vor, dass sich einzelne Delfine mehrere Tage ganz zurückzögen. Der Kontakt
mit Menschen, wenn er entstehe, sei absolut freiwillig.
Betrachtet man das Treiben rund um die Anlage, verliert die
vermeintliche Idylle ein wenig ihren Glanz. Den Besuchern, die auf ihren Delfinkontakt
warten oder hier
einfach baden wollen, stehen ein kleiner Privatstrand, ein Seafood- und ein
Selbstbedienungsrestaurant zur Verfügung. Der Rummel am Strand erinnert zu manchen
Zeiten an Sommertage in Rimini. Wer nicht frühmorgens da ist, bekommt keinen Liegestuhl
mehr. Fast 500 000 Eintritte wurden im Dolphin Reef seit 1990 verbucht. Jeden
Tag befinden sich im Schnitt 200 Personen im Becken der Delfine. Geschnorchelt wird in
Sechsergruppen; beim Tauchen aber hat jeder Gast einen persönlichen Instruktor
zur Seite.
Viermal täglich werden die Delfine öffentlich gefüttert. Dabei kriegen sie freilich
immer nur wenig zwischen die klingenscharfen Zähne. "Sie müssen auch selbst Fische
jagen", sagt Paula Levin, "damit sie ihren Jagdinstinkt nicht verlieren."
Dass die Trainer zu den Tieren eine gute Beziehung haben, stellt man bei den Shows und
unter Wasser sofort fest. Aber dass das Dolphin Reef eine Touristenattraktion und ein
lohnendes Geschäft ist, kann auch nicht verborgen werden.
Nach dem Tauchgang werden die Bilder verkauft. Ich muss mich in einer langen Schlange
anstellen, um die Fotos sehen zu können. Meine Berührungen mit Flipper hat der Fotograf
nicht festgehalten. So ist es halt, tröste ich mich, vielleicht sind die inneren Bilder
stärker.
Obwohl die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund
stehen, ist die Anlage in Eilat für die Tümmler wohl eine der besten. Studenten aus
Berlin und Tel Aviv haben sie
einst ausgesucht, um die Lebensgewohnheiten der Delfine zu untersuchen - sicher kein
Zeichen für eine nicht artgerechte Haltung. Seit acht Jahren dient das Dolphin
Reef auch als eine Art Therapiestation. Aus der ganzen Welt werden psychisch kranke Kinder
hierher gebracht, wo sie vier Tage lang immer wieder mit Delfinen
zusammenkommen können. Macht ein Kind in dieser Zeit nach Ansicht der beobachtenden
Psychologen Fortschritte, wird die Behandlung fortgesetzt und nach einiger Zeit
wiederholt. Das ist der Grund dafür, dass jährlich nur 30 neue Kinder aufgenommen
werden. Eltern seien oft verblüfft, welche Fortschritte ihre Kinder in kurzer Zeit
machten, meint Paula Levin.
Auch mich als Gesunden hat der Kontakt mit den Delfinen freier gemacht. Ich fühle mich
wohl. Das aus dem Boden gestampfte Eilat mit seinem Strandrummel stört mich schon ein
bisschen weniger.
Autor: Andi Rüppel Tages-Anzeiger 4.11.99