1998 galt als das Jahr der Ozeane, doch leider wurde es auch zum Jahr, in dem am
meisten Korallenriffe starben. Ein heftiger El Niño und seine weltweiten Folgen richteten
unter den Korallen ein Massaker an. Korallen sind fragile Lebewesen, die nur bei
Wassertemperaturen
zwischen 20 und 30 Grad leben können. Wird das Wasser wärmer stossen sie zuerst die
symbiotischen Algen ab, die in ihrem Gewebe wohnen, darauf sterben sie.
Bereits bei einer Erwärmung von nur einem Grad stellen die Zooxanthellen ihren
Stoffwechsel um. Sie Produzieren aggressive Stoffe, die die tierischen Gastgeber dazu
veranlassen, sie abzustossen. Wenn sich die Lebensgemeinschaft zwischen Alge und Koralle
nicht innerhalb kurzer Zeit regeneriert, verhungern die Korallen oder sie vergiften sich
an ihren eigenen Stoffwechselprodukten. Das Kalkskelett wird dann weiss. Schnell wird es
von Schleimalgen besiedelt, Krusten- und Bohrschwämme nutzen es als Lebensgrundlage. Das
ganze Ökosystem Riff gerät aus dem Gleichgewicht. Die algenfressenden Fische vermehren
sich, da die Korallen als Planktonfresser nun keine Konkurrenz mehr darstellen. Sie
befreien aber auch die Korallenstöcke vom Algenbewuchs, so dass neue Korallen sich
ansiedeln können, wenn sich mit kühlerem Wasser die Lebensbedingungen wieder verbessern.
Bis das Riff allerdings wieder genauso dasteht wie vor dem Korallensterben, können bis zu
zehn Jahre vergehen. Die Meereserwärmung ist ein zyklischer Prozess, den man schon seit
Jahrzehnten beobachten konnte. Problematisch wird es für die Korallen also erst, wenn der
Zyklus der Meereserwärmung kürzer wird als die zehn Jahre der Regeneration. Und genau
das könnte durch die fortschreitende globale Erwärmung der Fall werden. Wenn El Niño in
rascher Folge zuschlägt, haben die Korallen kaum eine Chance. Neue Forschungen zeigen,
dass Korallen sich nicht an die erhöhten Wassertemperaturen gewöhnen. Im Gegenteil, im
warmen Wasser wird die Fortpflanzung der Korallen um bis zu 40 Prozent verringert. Die
Zukunftsaussichten der Korallenriffe sind also gar nicht so rosig.
Vor der Küste des Karibikstaates Belize ist ein ganzes Korallenriff komplett abgestorben. Schuld daran ist nach Meinung von Wissenschaftlern eine starke Wassererwärmung während des El Nino von 1997/98 vor dem Hintergrund einer allgemeinen, vom Menschen verursachten Klimaerwärmung. Wie Richard Aronson vom Dauphin Island Sea Lab in Alabama und Mitarbeiter im britischen Fachmagazin "Nature" (Bd. 405, S. 36) berichten, gab es ein solch komplettes Absterben ganzer Riffe in den vergangenen Jahren bereits im Pazifik. Für die Karibik sei das Phänomen jedoch neu. Bislang hätten sich alle Riffe, die ausgeblichen waren, über kurz oder lang wieder erholt. (SDA)
Palau besteht aus 343 Inseln, die nicht höher als 213 m sind und von welchen nur 9
bewohnt sind. Sie ist die kleinste Republik der Karolinen besser bekannt als eines der
Weltwunder der Archipel der schwimmenden Gärten: die Rock lslands.
Von einer dichten Vegetation bedeckt und an der Basis durch die Erosion des Meeres
ausgehöhlt erwecken sie das Bild von grossen knolligen Pilzen. Ein Riff von mehr als 100
Kilometern schliesst die Inseln westlich, zwischen Kossoi und Peleliu ab. Dieses Meer galt
als eines der schönsten und reichsten des Pazifiks. Bis dann im Verlaufe von 1998 die
Wassertemperatur regelmässig auf 34-35 Grad Celsius anstieg. Innerhalb voll wenigen
Monaten starben 80 % der Korallen ab. Bis auf eine Tiefe von ca. 20 Metern sind die
verheerenden Folgen des zu warmen Wassers gut sichtbar. Einige Riffe sind ganz ergraut,
die Tischkorallen in Stücke gebrochen, die grossen Hirnkorallen verblichen. Der Mangel an
Farben ist offensichtlich: es sind leider nur noch Schwarz-Weiss-Kulissen.
Letzte Änderung: 29.07.2003 16:58